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1. Der deutsche Kinderfreund - S. 44

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
44 Erzählungen gehen: es wäre ihm nicht möglich gewesen, Tage lang den Schmutz an seinen Stiefeln sitzen zu lassen, oder die mit Tiare befleckten Hände an seinen Kleidungsstü- cken abzuwischen, wie es so viele unreinliche Kinder thun. Ne sahe man chn anders, als mit ausgekämm- ten Haaren und g-wafchenen Händen in die Schule gehen, sem Rock war immer sorgfältig ausgebürstet, seme Stiefeln waren gesäubert, und in seinen Schul- büchern w -r kein Fleck und kein Ohr zu finden. Sei- nen Hut warf er nie unter den Tisch, und mit der Lmte g'.ng er rmmer sehr behutsam um: auch fehlte es ihm nie an einem Taschentuchs. Albert war die Freude seiner Eitern und seiner Lehrer. 9. Der Lügner. Heinrich wurde von seinen Eltern nach dem Post- hause geschickt, um einen Brief abzugeben, an wel- chem sehr viel gelegen war. Auf dem Wege begegnete ihm Franz mit einigen andern Knaben. Franz war ein zänkischer Knabe und besonders war er mir Hein- rich beständig im Streit, weil dieser eine heftige Ge- müthsart hatte, und also leicht gereizt war. Auch bieß- mal geriethen sie mit einander in Streit, weil keiner dem andern aus dem Wege gehen wollte/ In der Hitze des Streits ließ Heinrich den Brief fallen, trat darauf, und beschmutzte ihn dabei so sehr, daß die Aufschrift nicht mehr zu lesen, und das Papier durchlöchert war. Was sollte er nun anfangen? Wenn er zu Hause kam, und alles gestand, was vorgefallen war, so hatte er die härteste Strafe zu erwarten, denn sein Vater war sehr strenge, und halte ihm dießmal ausdrücklich ge- sagt: bestelle ja dm Brief recht ordentlich, denn es ist mir sehr viel daran gelegen. Heinrich kam endlich auf den schlimmen Gedanken, er wolle sich durch eine Lüge ous der Noch helfen. Er versichern also dem Vater, auf seine Frage, mir großer Dreistigkeit, daß er den Brief richtig bestellt habe; doch schlug ihm d s Herz hei dieser Lüge. Als nach zehn Tagen keine Antwort- auf dem Brief kam, ging Heinrichs Vater selbst nach dem Posthause, um sich r« erkundigen, arrch der

2. Der deutsche Kinderfreund - S. 49

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
. zur Beförderung guter Gesinnungen re. 49 Freude machen kann. Nach einiger Zeit kam Hartmann eines Tages in sein kleines Gärtchen, welches er sich auf dem Hofe selbst angelegt und eingerichtet hatte. Wie erstaunte er, als er alles Unkraut ausgerauft, die klei- nen Beete sorgfältig umgegraben, geharkt und mit schö- nen Blumen besetzt fand. Er konnte gar nicht begrei- fen, wie das zugegangen war. denn noch den Abend zu, vor war er in seinen Gärtchen gewesen. Anfangs dach- te er, seine Elrern hätten ihm dieses Vergnügen ge- macht, aber weder sie noch die Leute im Hause wuß- ten etwas davon. Endlich erfuhr Hartmann von einem Nachbar, daß der dankbare Niklas die Blumen früh am Morgen gebracht und eingesetzt habe. Seit dieser Zeit lebten beide in der herzlichsten Freundschaft, und hätten wohl ihr Leben für einander gelassen, wenn sie jemals in diesen Fall gekommen waren. 14. Der Znnkfuchklge. Eottlieb lebte mit feinen Geschwistern und Mitschü- lern beständig in Streit. Wenn seine kleine Schwester nur; etwas anrührte, was ihm gehörte, so schimpfte er gleich, und schlug auch wohl nach ihr. Wenn er sie nach der Schule brachte, oder aus der Schule abholte, so hatte er beständig mit ihr zu zanken; denn bald ging sie ihm zu schnell, bald zu langsam, und oft schleppte er das arme Mädchen unbarmherzig neben sich her, wenn sie nicht mitkommen konnte. Saß sie vor der Thür, so sagte er: geh weg, ich will da sitzen, und wenn sie nicht freiwillig wegging, so stieß er sie mit Gewalt fort. Eben so machte er es in der Schule, und daher woll, te endlich niemand mehr neben dem zänkischen Gott, lieb sitzen. Er suchte sogar eine Ehre darin, jeden Trotz zu bieten, und verließ sich dabei auf seine Leibesstäv- ke. Besonders hatten die armen Kleinen und die Schwachen, welche sich nicht wehten konnten, vor ihm keine Ruhe. Beständig spottete er über sie, und seine Neckereien hatten kein Ende. Auch auf der Straße fing er Händel an, aber da er hier oft einen Gegner fand, der ihm an Stärke oder Gewandheid überlegen war,, so halte er beständig ein zerschlage,

3. Der deutsche Kinderfreund - S. 52

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
zr Erzählungen samt ich nicht seyn, wie leicht könnte -er arme Mensch erfrieren, und mag er immerhin betrunken seyn, er ist à Mensch, und zwar ein hüls-bedürftiger Mensch, ich will thun, was ich kann, um ihm das -eben zu reden. Nun, so mache, was du willst, rief Klau- unwillig, ich mag nicht länger hier stehen und frieren; und damit ging er weiter. Kunz bedeckte nun eiligst den Schla- fenden mit Schnee, weil er gehört hatte, daß der Schnee wärme, und lief dann so schnell als möglich nach dem nächsten Dorfe, um einen Wagen zu holen. Glück- licher Weise fand er auch gleich einen menschenfreund- lichen Bauer, der eben aus der Stadt gefahren kam, und mit dessen Hülfe er den Halbtod en fremden sehr bald ins Leben brachte. Fröhlich wanderte er nun nach Hau- fe. Was urtheilt ihr vom Kun,? Und was urtheilet ihr vom Klaus? Wessen Betragen wollet ihr zum Mu- ster nehmen? lg. Die Furchtsame. Äöilhelmine hatte eine abergläubische Wärterinn, welche ihr oft Gespenstergeschichten erzählte, dabei hatte man es ihr angewöhnt, immer bei einer Lampe, und nie allein zu schlafen. Dadurch wurde sie furch, sam Sie war schon »ehn Jahr alt, al- es sich traf daß alle ihre Geschwister krank wurden, und da ihr Vater gerade verreist war, so mußte es sich Wilhel- mine mm erstenmal gefallen lassen, allein zu schlafen. Darüber, qerieth sie nun in große Angst, besonders da die Mutter keine Lampe in ihrer Kammer wollte brennen lassen, sondern meinte: das große Mädchen könnte auch wohl einmal im Finstern zu Bette gehen. Gar zu gerne hätte sie in der Krankenstube geschla- fen. aber dieß wollte die Mutter nicht zugeben, weil sie dadurch leicht hätte angesteckt werden können. Wei- nend ging Wilhelmine in ihre Kammer, zog sich ha- stig aus, und steckte aus Furcht den Kopf unter da- Decküette. Von Zeit zu Zeit zog sie ihn scheu her- vor. um Lust m schöpfen, und sich ängstlich in der Kammer ummsthen. Auf einmal glaubte sie an der Kammerthüre «ine lange weiße Gestalt zu erblicken. Voller Schrecken zog sie sich das Deckbette über den

4. Der deutsche Kinderfreund - S. 53

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
zur Beförderung guter Gesinnungen re. st Kopf, und der Angstschweiß lief ihr von der Stirn. Lange konnte sie es in dieser Lage nicht aushalten; sie wagte es endlich auf einen Augenblick den Kopf hervor- zmiehrn. und siehe da die schreckliche weiße Gestalt stand nicht nur immer noch an der Kammerthür, son- dern bewegte sich auch. Jetzt fing Wilhelmine laut an zu schreien, und in dem Augenblick trat ihre Mutter in die Kammer. Aber Kmd, was ist dir denn! rief sie ihr zu; träumest du, oder wachst du 7 Ach Mutter' Mut- ter ! die weiße Gestalt! ich glaube gar du sichst Gespen- ster, erwiderte die Mutter; ermuntre dich, und fasse Muth Was ängstigt dich denn- Gs kam nun her- aus, daß Wilhelmine ein weiße-Handtuch, welches an der Kammerthür hing, und worauf der Mond schien, für eine weiße Gestalt gehalten hatte. Die Mutter hatte an derkammerrhür gehorcht, ob Wilhelmine schlief, und indem sie die Thür öffnete, hatte sich das Handtuch be- wegt. Wilhelmine schämte sich ihrer kindischen Furcht- samkeit, und sahe seit dieser Zeit nicht wieder Gespenster.' is« Die gute Tochter. 28ilhelm war sehr krank, und feine gute Mutter hatte, aus zärtlicher Besorgniß, schon drei Nächte hin- ter einander bei ihm gewacht. Marie, seine zwölfjähri- ge Schwester, fürchtete, daß ihre Mutter von den vie- len Nachtwachen endlich auch krank werden möchte. Da- her bat sie ihre Mutter herzlich, sie möchte ihr doch er- lauben die vierte Nacht bei dem kranken Bruder zu wa- chen. Aber die zärtliche Mutter wollte dieß n cht zuge- den, theils weil Marie sehr schwächlich war. therls weil sie fürchtete, sie möchte einschlafen, und Wilhelm dann ganz ohne Hülfe seyn. Nun wurde es Abend, und die abgemattete Mutter mußte sich doch endlich aus- Bette legen, weil ihr die Augen zufielen. Marie hatte sich zwar auch auf Befehl ihrer Mutter zu Berte gelegt, aber aus kiebe und Besorgniß konnte sie nicht einschla- fen, als sie hörte, daß die Mutter fest schlief stand sie sacht auf, nahm ihr Strickzeug und fetzte sich ne- den dem Bette ihre- kranken Bruders auf die Erde. Hier gab sie genau auf ihn Acht, und so bald er sich btt

5. Der deutsche Kinderfreund - S. 54

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
54 Erzählungen bewegte, war sie sogleich bei der Hand, um sich zu er- kundigen, was er verlange. So trieb sie es bis an den Morgen, und wie groß war nun ihre Freude, daß sie der guten Mutter eine ruhige Nacht hatte verschaffen können! Bald nachher wurde die Mutter auch krank, erholte sich aber bald wieder; nur fehlte es ihr an Kräften. Der Arzt harte in Marrens Gegenwart gesagt: wenn die Kranke nur täglich ein wenig Wein trinken könnte, so würde sie bald wieder zu Kräften kommen. Aber wo sollte die arme Frau das Geld zum Wein hernehmen? Wilhelms Krankheit hatte gar zu viel gekostet. Marie hörte, daß in dem Hause, wo sie wohnte, jemand gesucht würde, der bas klein gehauene Holz im Keller aufschichten könnte. Sie bat, daß man ihr die Arbeit übertragen möchte, und versprach, recht emsig daber zu seyn. Nach vier sauern Stunden hatte sie wirklich so vre! verdient, daß sie für ihre Mutter ein wenig Wein kaufen konnte. Obgleich sie von der ungewohnten Arbeit sehr ermüdet war, so lief sie doch so schnell, als ob sie heute noch gar nicht gearbeitet hatte. Unbeschreiblich groß war ihre Freude darüber, daß sie durch ihre Hände Arbeit der guten Mutter diese Erquickung hatte verschaffen können. Die Mutter war so gerührt über Mariens kindliche Liebe, daß sie Freudenthranen vergoß. Wenn doch alle Kinder so gesinnet wären, wie die gute Marie! so. Der ungegründete Verdacht. Äem Kaufmann Müller waren feit einiger Zeit verschiedene Flaschen mit Wein aus dem Keller gestohlen worden, und er konnte nicht herausbringen, wer wohl der Dieb seyn möchte. Eines Tages kam sein Sohn Ferdinand ganz außer Athem zu Hause, und erzähl- te, nun wisse er ganz gewiß, wer die Flaschen aus dem Keller geholt härte. Nun, wer denn 2 fragte der Va- ter begierig. Kein anderer, sagte Ferdinand, als der kleine Ewald, denn ich habe ihn eben mit zwei Fla- schen sehr ängstlich aus dem Keller schleichen sehen. Der kleine Ewald war in dem Hause des Herrn Müller bisher viel Ms- eingegangen, und hatte, als ein

6. Der deutsche Kinderfreund - S. 55

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
zur Beförderung guter Gesinnungen re. 55 armes Kind, manche Wohlthaten in diesem Haufe ge- nessen. Man h'.elt viel auf den kleinen muntern Kna, den, und hatte ihn bisher immer den ehrlichen Ewald genannt. Daher war Herr Müller nicht we, nig erstaunt, als ec hörne, daß Ewald ihn bestehle, und wollte es durchaus nicht glauben; aber Ferdinand wußte es so wahrscheinlich zu machen, daß ihm am Ende doch das Betragen Ewalds verdächtig vorkom- men mußte. Er ließ also den Knaben rufen, und als er erschien, sahe er ihn eine Weile sehr ernsthaft an. Haft du ein gutes Gewissen? fragte er ihm dann. Bei dieser Frage schien Ewald verlegen zu werden, und erröthele. Antworte ehrlich auf drese Frage, fuhr Herr Müller fort. Ich weiß nicht, sagte der Kleine stammelnd, was ich Böses gethan h be. Dein Errö» then verräth dich, erwiederte Herr Müller mit Unwil- len, und sah ihn dabei finster und drohend an. Bist du heute in meinem Keller gewesen ? Hast du zwei Flaschen aus dem Keller weggetragen? Das aües konnte Ewald nicht leugnen, aber als ihm nun gerade Schuld gegeben ward, daß er die gestohlnen Flaschen Wein weggenommen habe, verstcherte er ohne Furcht, daß er unschuldig sey, und rechtfertigte sich auch wirk- lich. Er erzählte nämlich, daß er heute für seine Mutter zwei Flaschen Bier geholt, und diese in den Keller bei Sette gesetzt habe, um einen Schulkamera- den, der einen schweren Korb zu tragen hatte, und ihn nicht mehr allein fortbringen formte, zu Hülfe zu kommen; als er wieder zurückgekommen sey, habe ihn ein großer Junge geneckt und verlolgt, bis er den Keller erreicht habe. Als er nun wieder heraus gekommen wäre, hätte ec sich schüchtern umgesehen, ob sich der böse Junge nicht erwa wo versteckt habe. Herr Mül« ler erkundigte sich bei Ewalds Mutter, und fände diese Umstände alle vollkommen richtig. Nun that es ihm ' sehr leid, daß er den ehrlichen und dienstfertigen Ewald in einem so bölen Verdacht gehabt hatte. Um ihn für dieses erlittene Unrecht zu entschädigen, schenkte er ihm einige ganz mue Kleidungsstücke: seinem Sohne aber gab ec die Lehre: sey künftig behutsamer, «nd hüte dich sorgfältig, irgend einem Menschen ohne hinrei-

7. Der deutsche Kinderfreund - S. 60

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
so Erzählungen . zu Pferde der gerade auf sie zuritt, um sie zu frage», in wacher Straße ein gewisser Gasihof läge, wo er einkhren wollte. Als der Fremde tvifje kam, liefen die andern Kna- den aus einer unartigen Blödigkeit, davon; Aloert aber blieb stehen. n,hm seinen Hut ad und ant- wortete auf die Fragen des Fremden höflich und be- scheiden, bot sich auch freiwillig an, ihm den Weg nach dem Gasthofe >u zeigen. Das gefiel dem Fremden sehr: er ließ sich unter- wegs mit ihm in ern Gespräch ein fragte nach seinem Eltern, wie sie hießen, wo sie wohnten, und nach an- dern Umwänden. Vor dem Gasihofe stieg der Fremde ab. d-nk?e Alberten freundlich für seine Gefälligkeit, und wollte ihm ein Geschenk an Gelde machen; allein Albert nahm es nicht an, denn sein dienstfertiger V uer hatte ihm oft gesagt: man muß sich nicht jeden kleinen Dienst, den man andern leistet, bezahlen lassen. Fröh- lich ging er nun zurück zu seinen Kameraden. Der Fremde hatte sich in der Stille nach Albert er- kundigt, und als ec erfuhr, daß er nicht bloß ein höf- licher, sondern auch ein ehrlicher und verständiger Kna- be sev und sehr arme Eltern habe, so ließ ec ,hn auf ferne Kosten neu kleiden, und nahm »hn nach einiger Zeit in seine Dienste, wo es ihm sehr wohl ging. 26. Die Verläumderinn. Aennriette wollte sich gern bei ihren Eltern und Lehrern beliebt machen, und weil es ihr zu schwer dünkte, und zu lange dauerte, sich durch Fleiß, Sitts famkeit und Redlichkeit diese Liebe zu erwerben; so legte sie sich aufs Verläumden: denn sie. hatte bemerkt, daß man sich bei Vielen dadurch auch in Gunst letzen könne, wenn man ihnen von Andern allerlei Nachrich- ten bringt. Sie fing also damit an, daß sie alle Kleinigkeiten, jeden unschuldigen Sp ß. und jede Unvorsichtigkeit oder Uebererlung ihrer ^Geschwister bei den Eüern heimlich angab, und durch ihre Zusätze recht gehässig vorstellte. Dabei bat sie immer, daß man sie nicht als An-

8. Der deutsche Kinderfreund - S. 66

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
L6 Erzählungen Jabeen war das Gut so verschuldet, daß es öffentlich verkauft werden mußte. Tin benachbarter Edelmann kaufte es, und Chri- stoph, der bisher als Verwalter auf demselben gestan- den, und durch Fleiß und Sparsamkeit sich etwas er- worben hatte, nahm es in Pacht. Das Geld von dem verkauften Guthe reichte nicht einmal zu, Moritzens Schulden zu bezahlen, und also hätte ec ein Landläufer werden müssen, wenn sich Chri- stoph nicht, aus Dankbarkeit und Mitleiden, seiner am- genommen, und ihm freie Wohnung und freien Tisch gegeben hätte. Fleiß und Sparsamkeit bewahrt vor vielem Böse«, aber Müßiggang lehrt alle Laster. Zr. lascherer. Friederike hatte die üble Gewohnheit, alles zu be- naschen, was sie von Eßwaaken und Getränken sah. Sie war deßhalb oft von ihren Eltern bestraft worden, weil Näscherei nicht nur sehr unanständig ist, sondern weil sie auch Ursache wird, daß man überhaupt seine Begierden nicht mäßigen und unterdrücken lernt Friederike ließ sich durch keine Strafe abhalten, wenn ihr die Lust ankam, zu naschen. Die Gartenthür mußte um ihrentwillen beständig verschlossen seyn, so lange Obst im Garten war; denn sie pflückte alles, was sie erreichen konnte, sogar unreif ab, biß die Aepfel und Birnen an, und warf sie weg, wenn sie noch hart wa- ren. So verdarb sie fast eben so viel Obst, wenn sie einmal in den Garten kam, wie das Ungeziefer. Gar zu gern schlich sie sich in die Milchkammee, wo sie die Sahn? mit den Fingern aus den Milchgefä- ßen nahm. Anfangs glaubte man, daß die Katze diese Näscherinn wäre, und schaffte sie ab; aber bald ent- deckte sich's, daß Friederike den Schlüssel zur Milchkam- mer sehr gut zu finden wußte. Es war also nicht zu verwundern, daß die Eltern gar kein Zutrauen mehr zu ihr hatten, und alles vor ihr verschlossen, wie vor ei- nem Diebe. Einigemal war sie sogar über den Wein gerathen, welchen der Vater für Freunde in einem Lß-

9. Der deutsche Kinderfreund - S. 67

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
zur Beförderung guter Gesinnungen re. 67 schranke sieben hatte, und war davon berauscht und tödtlich krank geworden. Eines Tages war sie in der Stube allein, und sol- che Zeiten pflegte sie gern zu ihren Näschereien zu benu- tzen. Sie sahe sich um, ob irgend ein Schrank offen stände , oder ob Schlüssel da wären; endlich bemerkte sie oben auf dem Schranke ein Näpfchen. Sogleich machte sie Anstalt, zu sehen, ob etwas für sie zu naschen darin wäre. Sie setzte einen Stuhl an den Schrank, und da dieser noch nicht hoch genug war, rückte sie auch den Tisch hinan, stieg vom Stuhle auf den Tisch, und nahm das Näpfchen herunter. Es war etwas Weißes darin, wie gestoßener Zucker, sie tunkte die Fingerspitzen ein, und kostete; cs schmeckte süß, und sie leckte also begierig. Plötzlich trat die Mutter zur Thür hinein. Friede- rike erschrak so sehr, daß sie fast vom Tische gefallen wäre; aber noch größer war der Schreck der Mutter, da sie sahe, daß Friederike Gift aß, welches für die Fliegen hingesetzt war. Unglückskmd! rief sie, was machst du? — Sie hob sie gleich vom Tische, schickte zu dem Arzt, gab ihr Milch ein, daß sie sich brechen sollte, und wandte alle Mittel an, sie von einem schmäh- lichen Tode zu retten. Bald aber fühlte sie die entsetz- lichsten Schmerzen in den Eingeweiden, und schrie, daß man es einige Häuser weit hören konnte. Der Arzt kam. und verordnete, daß sie immer noch mehr Milch trinken sollte, gab ihr auch noch andere Ar- zeneien; allein sie mußte doch schon zu viel genascht ha- den; zwar blieb sie am Leben, behielt aber doch einen sehr schwachen Verstand, und ein beständiges Zittern der Glieder. Wer seinen Begierden unvernünftig folgt, den stür- zen sie endlich ins Verderben. Z2. Der Thierquäler. Der kleine Hart mann fand ein Vergnügen daran, Thiere ohne Noth zu quälen. Cr glaubte ein Recht zu haben, sich dieses Vergnügen zu machen, so oft er die Gelegenheit und Gewalt dazu hatte. Ohne zu beden- E 2

10. Der deutsche Kinderfreund - S. 69

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
zur Beförderung guter Gesinnungen re. 69 ständig etwas Nützliches zu thun, dann würde ihm die Zeit nicht mehr lang werden. Was kann ich denn Nützliches thun? fragte Hein- rich. Du kannst im Hause deinen Eltern zur Hand ge- hen, und ihnen durch cheine Dienstfertigkeit manche Mühe ersparen; du kannst in der Stube aufräumen, manche Bestellung machen, deiner Mutter Holz, Wasser, und andere Nothwendigkeiten herbeiholen, kannst leimen, was entzwei gegangen ist, und au- Holz allerlei Gerätst schnitzen; du kannst spinnen und stricken, und im Garten giebt es fast das ganze Jahr hindurch für dich zu thun, z. B. Unkraut auszngäten, Ungeziefer zu vertilgen — das alles ist für dich keine zu schwere Arbeit, und ein viel besserer Zeitvertreib, als immer spielen, denn davon hat man keinen Nutzen. Heinrich folgte diesem Rathe, und befand sich recht wohl dabei. 34- Unvorsichtigkeit. Henriette wurde von allen, die sie kannten, die un- vorsichtige Henriette genannt. Gereichte ihr dieser Name zur Ehre? Wenn ihr das Folgende gelesen habt, so möget ihr selbst beurtheilen, ob sie diesen Namen verdiente. Einst saß sie am Tische, und schrieb nach einer Vor- schrift, welche ihr der Lehrer mit nach Hause gegeben hatte. Auf einmal hörte sie eine Kutsche kommen, wel- che vor dem benachbarten Hause stille hielt. Dabei konn- te sie unmöglich ruhig bleiben, ihre Neugierde mußte erst befriedigt seyn. Schnell sprang sie auf, und in der Eil . warf sie das Tintefaß und den Stuhl um. Die Tinte lief über den ganzen Tisch hinweg auf den Boden. Wie rrschrack Henriette, als sie sah, was sie mit ihrer Un- vorsichtigkeit angerichtet hatte! was sollte sie nun thun, damit ihre Eltern nichts hiervon merkten? In der Hast ergriff sie eintuch, um die Tinte wegzuwischen, aber es fiel ihr nicht ein, das Tuch zuvor zu besehen, mw sie- be da, es war ihres Vaters Halstuch, womit sie die Tinte weggewischt hatte. War sie vorher schon erschro- cken, so erschrack sie nun noch weit mehr. Aber es war
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